Chronik
Wie der Name unseres Ortes schon sagt, gehört Kathrinhagen zu den sogenannten Hagenhufendörfern. Im Auetal gibt es noch einige von dieser Sorte, z.B. Rolfshagen, Poggenhagen und Altenhagen. Hagenhufendörfer erkennt man daran, daß sie alle langgestreckt an der Straße liegen und keine Haufendörfer bilden. Die Höfe sind mit ihren Ländereien rechts und links dieser Straße angelegt worden.
Auf einer Länge von ca. 4 km erstreckt sich Kathrinhagen entlang der Straße von Rolfshagen nach Rodenberg.
Mit der Gründung hat es eine besondere Bewandtnis. Ende des 12. Jahrhunderts verloren viele Bauern ihre Ländereien an den Adel. Viele wanderten daher in Richtung Osten aus oder ergriffen in den Städten ein Handwerk. Dem Rest bot man die Möglichkeit in den Urwäldern zu siedeln, um sich so eine neue Hofstelle zu gründen.
Die Wälder, die das Auetal nördlich und südlich begrenzten, der Bückeberg, die Weserkette und der Süntel, unterstanden wahrscheinlich früher einmal dem Bischof von Minden.
Kathrinhagen wurde auf einem Waldstück angelegt, das der Kapelle der heiligen Katharin im Mindener Dom gehörte. Aus der Kirchenchronik geht hervor, dass sich hier nur ein einziges Gebäude befand – eine der heiligen Katharina gewidmete Wallfahrtskapelle, welche in den betreffenden Urkunden unter dem Namen „Capella in indagine Beatea Catharinae“ vermerkt ist.
Als im Auetal Kathrinhagen in den Wald hineingerodet wurde, war der Graf von Schaumburg, Adolf III., hier der Herr des Waldes, denn er war es, der den Zehnten dem Katharinen-Altar im Dom zu Minden übereignete. Dies sagt eine , von seinen Söhnen Gerhard und Johannes im Jahre 1244 ausgestellte Urkunde beweiskräftig aus.
Die freien Häger Bauern unterstanden keinem adligen Grundherrn, sondern nur dem Grafen. Am westlichen Dorfteil nach Süden lag der älteste Hof, der Bültehof. Dieser gehörte nicht zu den freien Hägerhöfen, sondern er unterstand einem adligen Grundherrn, dem er zinste.
Hagenfrei waren im 16. Jahrhundert nur noch die Bauern in Rannenberg und Kathrinhagen. Von ihnen wird geschrieben:
„Diese vorgenannten Einwohner in Kathrinhagen sind freie Leute nach Hagenrecht und haben ihr Land zur Erbe. Jedoch ist der gnädigste Herr der oberste Erbe und hat Schatz und Dienst zu fordern. Die Leute genießen in Gnade ihre Freiheit, solange sie im Hagen wohnen. Sobald sie aber auf die Dörfer heiraten, sind sie der Herrschaft eigen. Heiraten sie jedoch in Flecken oder Städte, so genießen sie ihre Freiheit. Und wenn ein Mann im Hagen stirbt, so geben sie ein Erbe-Pferd nächst dem besten.“
Aus den zunächst 22 Hagenhöfen in Kathrinhagen wurden im Laufe der Zeit durch Neuansiedlungen und Teilungen mehr Höfe. Das Schatzregister für das Amt Schaumburg von 1561 nannte 40 Einwohner und einen Viehbestand von 113 Pferden, 198 Kühen, 203 Schweinen und 54 Schafe.
1565 bestand Kathrinhagen aus 18 großen, 9 mittleren und 14 kleinen freien Höfen und einer großen und 2 kleinen zinspflichtigen Hofstellen. Es war damit eines der größten Dörfer in der Grafschaft!
Während des 30-jährigen Krieges blieb unser Dorf auch nicht verschont. 1635 wurde das Dorf durch die kaiserlichen Truppen ausgeplündert und verwüstet. Pestepedemie, Hunger, ein strenger Winter und eine große Wolfsplage machten die Leiden noch größer. Die Felder lagen verwüstet und unbestellt, das Vieh war fortgeführt.
Im 18. Jahrhundert erbauten Steinbrucharbeiter die Siedlung Eulenburg, die im östlichen Teil des Dorfes liegt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Häuser an der Trift errichtet.
1898 wurde das zweite Schulhaus gebaut. Als Lehrer unterrichtete Jean Schmagold.
(An dieser Stelle sei auf die umfangreiche Schulchronik verwiesen, die im Jahr 2008 durch Waltraut und Fritz Thies in mühevoller Kleinarbeit erstellt wurde.)
1905 ging in der Nacht vom 1. zum 2. Juli ein sehr großes Gewitter mit großen Regenmassen nieder. Durch Blitzschlag brannte das Haus Nr. 77 der Witwe Steinke ab.
Der I. Weltkrieg forderte auch von unserer Gemeinde große Opfer. 28 Männer starben im Gefecht.
Das zweite Schulhaus wurde während des Krieges als Gefangenenlager genutzt. Die Kriegsgefangenen wurden in der Landwirtschaft eingesetzt. Erst 1919 konnte die Schule wieder als solche genutzt werden.
Im Jahre 1923, während der Ruhrbesetzung durch die Franzosen, wurden in unserem Dorf 23 Kinder aus Gelsenkirchen untergebracht.
Im November 1930 wurde mit dem Bau der Wasserleitung begonnen. Die Erdarbeiten wurden von den Einwohnern selbst vorgenommen (ca. 5000 m Rohrleitungen wurden verlegt).
1934 wurde mit dem Bau des Sportplatzes und einer Badeanstalt begonnen. Die endgültige Fertigstellung fand 1936 statt.
Am 1.4.1938 zog der weibliche Arbeitsdienst in das zweite Schulgebäude ein. Zeitglich wurden auf dem Schulhof weitere Barracken errichtet.
Im November 1944, als die großen Städte bereits in weiten Teilen zerstört waren, trafen 92 Familien aus Gelsenkirchen in unserem Dorf ein.
Am 11.4.1945 rückten amerikanische Truppen in Kathrinhagen ein und errichteten ihren Gefechtsstand in der Schule. Zu Kampfhandlungen kam es aber glücklicherweise nicht, da die noch zu Ostern dort einquartierten deutschen Soldaten bereits zum Einsatz im Wesertal abgerückt waren.
Auch der II. Weltkrieg forderte von der Gemeinde große Opfer. 33 Männer wurden getötet und 20 vermisst.
Anfang 1946 kamen die ersten Vertriebenen an. Die Einwohnerzahl stieg schlagartig von 600 auf 1100 an.
to be continued …